Eine Blockadepartie
gespielt und erläutert von A. Nimzowitsch
Ein Freibauer, was ist das für ein Ding? — Nun, ein an Reisefieber erkrankter Bauer! Wie reist denn ein solcher Bauer, per Schiff oder Flugzeug? — Oh, viel schneller! Um von d4 nach d5 zu gelangen, benötigt er bloß ein einziges Tempo! Und was ist denn der Zweck seiner Reise? Will er etwa neue Länder kennen lernen oder Geschäftsfreunde besuchen? — O nein, er reist nur aus altruistischen Motiven, er beabsichtigt, den eigenen Offizieren Stützpunkte im feindlichen Lager zu verschaffen. Und geht die Reise immer glatt vonstatten? — Meistenteils! Doch pflegt es auch vorzukommen, dass er gestoppt wird; ein uniformiertes feindliches Wesen (der Blockeur) sucht die Weiterreise zu verhindern. Und was geschieht in solchem Falle? Nun, es kommt dann zu einem schweren Kampf mit dem Blockeur als Brennpunkt dieses Kampfes. Der Blockeur wird von den Freunden des Freibauern schwer angegriffen; dafür aber von den eigenen Parteigängern energisch unterstützt, und dieser Kampf gibt dann einen mächtigen Widerhall an allen Ecken und Kanten des — ach! so riesigen Brettes. (Volle 64 Felder!) Und wenn die Partei des Freibauern gesiegt hat, was dann? Nun, dann wird die Reise fortgesetzt, und jeder Schritt bedeutet Vergeltung. Das heißt j’adoube, von Vergeltung kann natürlich nicht im Ernst die Rede sein, wir wollen bloß sagen, dass der Freibauer zu seinem Recht kommt — , die Reise wird eben fortgesetzt und der Gegner in aller Freundschaftlichkeit so kaltgestellt, dass er sich nicht zu rühren vermag, Soll die folgende Partie Gesagtes illustrieren? — Ja! Insbesondere ist hierbei das Schicksal des schwarzen f-Bauern zu beachten, hauptsächlich wie dieser schlichte Bauersmann zum Mittelpunkt allen Geschehens wird.
Quelle: Denken und Raten; 1. Jahrgang 1928, Nr. 1 Seite 10-12