Partie-Beispiele zu den ersten drei Kapiteln

Es ist schwer, eine Auswahl zu treffen, denn die Zahl (der gut gespielten Partien ist groß, und es ist gleichzeitig leicht, dies zu tun, denn im Grunde genommen ist jede Partie irgendwie für das System charakteristisch: denn das Spiel in der offenen Linie oder in der 7. Reihe findet sich in fast jeder Partie vor. Letztere (die Partie) unter dem Gesichtswinkel unserer Gesetze zu betrachten ist etwas, was uns niemand verwehren kann und gleichzeitig etwas, was wir stets zu Nutz und Frommen unserer Leser anbringen können. Also deshalb kein Kopfzerbrechen über die zu treffende Wahl und frisch ans Werk!

Partie 1

Illustriert die Folgen des Bauernraubes in der Eröffnung.

Partie 2

Weiß erhält einen freien, beweglichen Zentralbauern e4; Schwarz hemmt ihn unter Zuhilfenahme der durch die e-Linie gebotenen Ressourcen (Vorposten Se5), gelangt auch ganz richtig dazu ihn, den „Verbrecher“ (6a, 1. Kapitel), zu töten, klappt aber dann zusammen. Das Endspiel ist für Hemmungsprobleme im weiteren Sinne lehrreich.

Partie 3

Ein treffliches Beispiel zum Spiel in der offenen Linie. Snosko bekommt von vornherein daselbst eine überlegene Stellung und dringt ohne vorhergegangene Vorpostenaufstellung in die feindliche Basis ein.

Partie 4

(Linie, Vorposten, 7. Reihe)

In den nun folgenden 2 Partien bildet der Vorpostenspringer den Hauptakteur. In der ersteren wird er getauscht, findet aber Ersatz im wiedernehmenden Stein. In der zweiten Partie kommt seine Lavierungstüchtigkeit zur Geltung.

Partie 5

Vorstehende Partie bildet eine durchsichtige, dabei gute Illustration zum Thema „Vorposten“.

Partie 6

Ein Spiel aus der Frühzeit der Schachwissenschaft

Wir werden dieses Endspiel in der 2. Lieferung als Illustration zum „Freibauern“ bringen und bitten den freundlichen Leser um etwas Geduld. (Siehe Diagramm 66 - Tarrasch-Berger)

Einen schwerkalibrigen Kampf zeigt uns folgende Partie.

Partie 7

Der Eindruck ist der, daß das System die kombinatorische Arbeit aufs wirksamste unterstützt hat.

Und zuletzt, als Nr. 8, eine kurze Partie, die unter dem Namen die „unsterbliche Zugzwangpartie“ weit und breit bekannt ist. Uns interessiert sie insofern, als hierin der Vorposten bloß als Drohung, als bloßes Gespenst auftritt. Und doch ist seine Wirkung enorm.

Partie 8

2. Lieferung

Einleitung

bringt eine für uns prinzipiell wichtige Betrachtung über den positiven Wert philosophischen Durchdringens. - Ein kurzer aber schmerzbewegter Abschied von der offenen Linie.

Diese Lieferung soll uns den Freibauern und das Endspiel bringen, aber ehe wir damit beginnen, wollen wir noch einmal schnell einige wenige Partien beleuchten, in denen die von uns so hochgeschätzte offene Linie irgendwie überraschend zu Ehren gekommen ist. Der aufmerksame Leser hat es bereits erraten, ja, wir sind in die offene Linie geradezu vernarrt, wir können sie nicht so ohne weiteres entlassen; ein letztes Abschiednehmen noch und dann noch ein allerletztes und dann ein Winken mit Tüchern: sieht sie uns noch? Ja, sie hat uns gesehen, schau, nun flüstert sie ihrem Begleiter, dem Vorposten-Ritter, etwas zu. Leb wohl! -

Wir zerdrücken eine Träne und wenden uns neuen Dingen zu. Nun sind es andere Helden, mit denen wir uns zu beschäftigen hätten, die Freibauern. Das sind junge Stürmer, die aber – so will es der Gang der Welt – irgendwo und irgendwie blockiert werden. Und dann kommen „Endspieltücken“, schwieriges Lavieren und langsames Vorwärtsschreiten, und schon haben wir uns des Lebens Ernst genähert, dem Positionsspiel (d. h. noch sind einige Kapitel dazwischen).

Die erste Lieferung hat ein gewisses Aufsehen erregt. An dem obligatorischen Nicht-verstehen-wollen hat es aber trotzdem durchaus nicht gefehlt. Die erste Lieferung sei bloß für den schwächeren Spieler von pädagogischem Wert, hieß es von Seiten der Kritik. Das ist keineswegs der Fall, sage ich. Ich habe in genannter Lieferung das Wesen der Elemente enthüllt, es steckt hierin ein Stück Philosophie und schwere Gedankenarbeit. Ist Philosophie nichts? Ist dem starken Spieler philosophisches Durchdringen des Stoffes nichts? Nein, die Wahrheit liegt eher umgekehrt: der schwächere Spieler konnte der ersten Lieferung nur Dessins entnehmen, Dessins freilich, die ihm im praktischen Kampfe nützen dürften; der stärkere Spieler aber, sofern er der Entwicklung der Dinge mit wirklichem Ernst gefolgt ist, mußte jedoch wohl oder übel neue Perspektiven gewinnen. Manöver, die er früher x-Mal automatisch ausgeführt hatte, ohne darüber mehr nachzudenken als von Mal zu Mal, diese Manöver erhielten für ihn plötzlich prinzipielle Bedeutung und entpuppten sich als Teilmanöver eines weitverzweigten strategischen Planes. Ein Beispiel: Das Etablieren eines Springervorpostens (also etwa Sc5, geschützt durch Bd4 und sekundiert durch die offene c-Linie) gehört ebenso wie ein allfälliges Eindringen in die feindliche 7. Reihe (also Tc1-c7 in unserem vorerwähnten Beispiel) zu den vom stärkeren Spieler beliebtesten Manövern. Daß aber der Vorposten einem Eindringen vorarbeite, dieser Zusammenhang erhellt erst aus meinem Buche.

In der „Blockade“, noch mehr aber in dem IV. Kapitel meines „Systems“, suche ich die „Blockadepflicht“ sehr ausführlich zu begründen. Wichtige strategische Zusammenhänge werden hierdurch aufgedeckt. Keineswegs kann ich aber den Kritikern Recht geben, welche den ganzen eben erwähnten Bau für unnütz erklärten. Täte ich mich damit begnügen, das Blockieren eines Freibauern kurzer Hand empfehlen zu wollen, so würde mein Buch den Charakter einer „Sammlung praktischer Winke einer erfahrenen Hausfrau“ annehmen.

Das Kapitel vom Freibauern betrachte ich nun hingegen als eine Vorschule zum Positionsspiel. Dieses (das Positionsspiel) ist mit den Elementen eng verknüpft, daher darf das Ineinanderweben genannter nur scheinbar heterogenen Dinge keineswegs überraschend wirken.

Partie 9

In den Anmerkungen zu obiger Partie haben wir die dem Verteidiger einer Linie zu Gebote stehenden Ressourcen näher kennen gelernt. Da solches von größtem praktischen Wert für die Spielführung sein dürfte, geben wir nachfolgend eine zweite in ähnlichem Sinne lehrreiche Partie.

Partie 10

Die nun folgende Partie Nr. 11 bringt uns das „eingeschränkte Vorrücken“ in einer Turmlinie, wobei letzteres nicht etwa sporadisch auftritt, wie ein Wetterleuchten, sondern vielmehr dauernd das Feld beherrscht. Der Lernende möge hieraus ersehen, wie eng die „Elemente“ mit der höheren Spieltechnik verbunden sind. Die tiefgründige Kenntnis der Elemente bedeutet mehr als den halben Weg zur Meisterschaft.

Partie 11

Damit ist eine aus dem Damengambit wohlbekannte Stellung mit vertauschten Farben erreicht, man vergl. folgenden Anfang einer Beratungspartie Nimzowitsch gegen Prof. Kudrjawzew und Dr. Landau, Dorpat 1910:

Wir kehren nun wieder zur Aljechinpartie zurück.

Das „eingeschränkte Vorgehen“ ward hier virtuos durchgeführt.

Damit verabschieden wir uns von der offenen Linie und widmen uns den Freibauern.