1.2 Der Bauernzug ist an und für sich keineswegs als Entwicklungszug aufzufassen, sondern vielmehr bloß als Hilfszug für die Entwicklung
Ein für den Anfänger wichtiges Postulat. Wenn es möglich wäre, ist die Meinung, die Figuren ohne Zuhilfenahme von Bauernzügen zu entwickeln, so wäre der bauernlose Aufmarsch der rechte! Denn, wie gesagt, der Bauer ist eben keine aggressive Kampfeinheit in dem Sinne, daß sein Überschreiten der Grenze für den Gegner zu befürchten wäre, denn selbstredend ist die Angriffskraft der Bauern eine geringe verglichen mit der der Offiziere. Indes ist der bauernlose Aufmarsch in Wirklichkeit undurchführbar, weil das gegnerische Bauernzentrum kraft der ihm innewohnenden Expansionslust unsere bereits entwickelten Figuren zurückwerfen würde. Aus diesem Grunde soll man zur Sicherung der Figurenentwicklung vorher erst mal ein Bauernzentrum aufbauen.
Unter Zentrum verstehen wir das um den Mittelpunkt gruppierte kleinste Quadrat, also die Felder e4, d4, e5, d5 (siehe das umgrenzte Quadrat im Diagramm 2).
Das Scheitern eines bauernlosen Aufmarsches veranschaulicht folgender Anfang:
Ein anderes Beispiel bildet folgende auch in der „Blockade“ vorgeführte Partie. Ich zeige sie hier in aller Kürze.
Aus der Regel sub 2 ergibt sich, daß Bauernzüge im Entwicklungsstadium nur dann erlaubt sind, wenn dieselben das Zentrum besetzen helfen oder aber mit letzterem sonst irgendwie in logischer Verbindung stehen. Also etwa ein Bauernzug, der das eigene Zentrum deckt oder einer, der das gegnerische angreift. Beispielsweise in der Stellung der offenen Partie nach 1. e2-e4 e7-e5 ist sowohl d2-d3 als auch d2-d4 — nun oder späterhin — stets ein korrekter Zug.
Wenn also nur obenerwähnte Bauernzüge gestattet sind, so bedeutet das, daß die so beliebten Aufzüge der Randbauern als Zeitverlust zu betrachten wären und das ist auch der Fall. (Für geschlossene Partien gilt diese Regel in einem bedingten Maße; die Fühlung mit dem Feinde ist geringer und die Entwicklung vollzieht sich in langsamerem Tempo.)
Resümiert sagen wir: In der offenen Partie ist Schnelligkeit der Entwicklung oberstes Gesetz. Jede Figur sei in einem Zuge zu entwickeln; jeder Bauernzug, mit Ausnahme eines zentrumbildenden bzw. zentrumstützenden (eventl. auch eines das gegnerische Zentrum angreifenden Zuges) ist als Zeitverlust zu betrachten. Also, wie schon Lasker richtig bemerkte, 1-2 Bauernzüge in der Eröffnung, nicht mehr.