3. Überdeckung und andere Formen der Prophylaxe

Partien 53 - 60

Strategisch wichtige Punkte sollen überdeckt werden, sagt ein von mir entdecktes Gesetz. „Denn tun die Offiziere solches, so winkt ihnen als Belohnung der Umstand, daß sie, die strategisch wichtige Punkte decken helfen, auch sonst in jeder Beziehung gut zu stehen kommen; also die Bedeutung des strategischen Punktes überflutet sie mit ihrem Schimmer, um das nicht ohne Pathos auszudrücken.“ Dieser Gedanke wäre einfacher so auszudrücken, daß wir sagen: der zwischen dem eigenen starken Punkt und den Überdeckern herzustellende Kontakt müsse beiden Teilen zugute kommen. Dem Punkte, weil die solchermaßen zur Anwendung gelangende Prophylaxe die denkbar größte Sicherheit gegen etwaige Angriffe gewährt, den Überdeckern aber, weil der Punkt ihnen so zu einer Energiequelle wird, aus der sie dauernd neue Kräfte zu schöpfen vermögen.

Autor dieses Buches hat mit der Überdeckung fast durchweg treffliche Erfahrungen gemacht. Gewiß hat hier und da ein hämischer Kritiker versucht, die Idee ins Lächerliche zu ziehen, aber der objektive Befund wird ihn ins Unrecht setzen. Nachfolgende Schwierigkeiten seien angeblich durch die Überdeckung verschuldet.

I. Schwarz: Capablanca, gespielt zu New York 1927.

II. Aus demselben Turnier. Weiß: Spielmann.

Also, auch hier wäre die Überdeckung, richtig ausgeführt, nützlich geworden. — Zur Überdeckung wollen wir noch bemerken, daß nur bedeutsame, starke Punkte (nicht schwache) zu überdecken sind. Ferner ist es doch wünschenswert, daß es sich um immerhin ein wenig umkämpfte Punkte handeln möge. — Lehrreiche Fälle zeigten unsere Partien 20 und 44. Zur Prophylaxe bringen wir Nr. 53 bis 56. Es lag uns besonders daran, die Wahlverwandtschaft zwischen Warte- und Präventivzügen zu demonstrieren. In der Partie gegen Behting (Nr. 53) hätte 8. ... a6 nach der Antwort 9. a4! anscheinend nichts geleistet, und doch hätte Weiß seine Endspielchancen geschwächt. — Ein Zug, der einer scharfen gegnerischen Drohung vorbeugt, braucht deshalb noch lange nicht arm an tieferer prophylaktischer Bedeutung zu sein: das sehen wir am 6. Zuge der Partie Nr. 55. Wenn man der Verringerung seiner eigenen Spielmöglichkeiten vorgebeugt hat, hat man sehr wohl Prophylaxe geübt (siehe Nr. 55). Nur selten ist die Prophylaxe mit Drohung verbunden, dies kommt aber doch vor und bildet sogar eine bemerkenswerte Abart der Prophylaxe, siehe Zug 24, Partie 54. — Noch eins: welche Unannehmlichkeiten sind der systematischen Vorbeugung wert? Nun, die „positionellen“ Drohungen, die der Gegner verwirklichen möchte. In diesem Sinne ist unsere Nr. 53 besonders lehrreich: das schwierige, äußerst komplizierte Manöver (Zug 21 von Schwarz usw.) soll der drohenden gegnerischen Zentralisierung vorzubeugen helfen. An prophylaktischen Manövern ist die moderne Turnierpraxis sehr reich, wir verweisen nur auf unsere Partien Nr. 7, 13, 20, 21, 32, 33, 38, 39 und 43.