3.1 Einleitung und Allgemeines. Endspiel oder Mittelspiel. Die Wahl eines Angriffszieles. Das „Schwimmverbot“
Wie wir im 2. Kapitel gesehen haben, bildet das Eindringen in das feindliche Gebiet, vulgo die 7. und 8. Reihe, die logische Folge des Spiels in einer Linie. Ich habe dieses Eindringen an einigen besonders markanten, weil katastrophalen, Fällen darzustellen versucht, muß aber hier als Gegengewicht hierzu nachdrücklich betonen, daß die normale Entwicklung der Dinge (Katastrophen jeder Art sind doch nur als Resultat schwerer gegnerischer Fehler und infolgedessen keineswegs als die normale Entwicklung der Ding-e aufzufassen) so ausschaut, daß die 7. Reihe erst spät, also etwa beim Anbruch des Endspiels, besetzt wird. Wir sind daher geneigt, die 7. und 8, Reihe als Endspielvorteile aufzufassen, dies obwohl unzählige Partien bereits im Mittelspiel durch Operationen in genannten Reihen entschieden worden sind. Der Lernende suche indes so frühzeitig wie überhaupt möglich in die gegnerische Basis einzufallen, und sollte er zunächst die unangenehme Erfahrung machen, daß der eingedrungene Turm nichts auszurichten vermag oder gar verloren ginge, so möge er sich hierdurch keineswegs entmutigen lassen. In unserem System liegt es, den Lernenden
so frühzeitig wie denkbar über die strategischen Elemente des Endspiels zu unterrichten; wir werden demgemäß nach den zu behandelnden „7. und 8. Reihe", „Freibauer“ und „Abtauschtechnik" ein Kapitel einschieben, das eigentlich unter das „Positionsspiel“ gehört, das aber aus pädagogischen Gründen schon vorher behandelt werden muß. Und hernach wird die 7. und 8. Reihe dem Lernenden nicht bloß ein Matt-Instrument, sondern vielmehr auch eine scharfgeschliffene Endspielwaffe sein. Wie bereits gesagt, ihrem Wesen nach ist sie (beides, aber das Endspielartige dominiert doch.
Es ist von größter Bedeutung, sich daran zu gewöhnen, die Operationen in der 7. Reihe so zu leiten, daß man sich von vornherein auf ein bestimmtes Angriffsobjekt festlegt. Es ist für den weniger kundigen Amateur bezeichnend, daß er das Gegenteil hiervon wählt, er „schwimmt“ nämlich, d. h. bald schaut er nach rechts, bald nach Links. Nein, wähle ein Angriffsziel, lautet die Regel. Ein solches Angriffsziel kann, wie wir bereits wissen, Bauer oder Punkt sein. Das ist einerlei, aber ziellos umherschwimmen, das wäre die strategische Blamage!