8.3 Das Doppelschach
Wirkt oft wie ein plötzlich hereinbrechendes Ungewitter. Entsteht so, daß der abziehende Stein auch seinerseits Schach gibt. Die Wirkung des Doppelschachs äußert sich darin, daß von den drei sonst gegen Schachgebot möglichen Paraden zwei wegfallen. Nämlich: das Schlagen des schachbietenden Offiziers und das Vorsetzen eines Steines. Einzig und allein die Flucht kann helfen.
Siehe nun Diagramm 110.
Hier ist zu wählen zwischen 1. Dh7+ und 1. Dh8+. Der erste Zug ergibt einfaches Abzugsschach (1. Dh7+? Kxh7 2. Lf6+) und läßt so die Parade 2. ... Dxh1 oder 2. ... Dh5 zu. Der zweite Zug aber führt zu einem Doppelschach, wodurch die erwähnten Paraden automatisch ausscheiden, also 1. Dh6-h8+! Kg8xh8 2. Lh4-f6++ Kh8-g8 3. Th1-h8#. Bekannt ist auch die Stellung Weiß Df6, Se5, Lb2; Schwarz Kg8, Tf8, Te8, Bf7, g6, h7.
Matt in 3 Zügen durch 1. Df6-h8+ Kg8xh8 2. Se5xf7++ Kh8-g8 3. Sf7-h6# .
Doppelschach ist eine Waffe rein taktischer Art; sie ist von furchtbarer Treibwirkung: selbst der trägeste König greift angesichts eines Doppelschachs zur wildesten Flucht.
Wir beschließen dieses Kapitel durch Vorführung dreier entsprechend kleiner Beispiele.
1. In der zwischen v. Bardeleben und stud. Nisniewitsch vor einer Reihe von Jahren gespielten Partie kam es zu folgender amüsanten Stellung von Diagramm 111.
2. Zwischen dem geistreichen Réti und dem auf seine Weise nicht minder geistreichen Dr. Tartakower wurde die nachfolgende sehr bekannte kleine Partie gespielt.
3. Am 5. Dezember 1910 gab ich in Pernau (im Baltikum) eine Simultanvorstellung, bei welcher Gelegenheit folgende niedliche Partie gespielt wurde.