2.2 Hemmung einer zentralen Bauernmenge

Partien 26 - 28

Da Frau Hemmung sich der Aufgabe, befreiende Bauernvorstöße zu erschweren, vollauf gewachsen gezeigt hat, so können wir es wagen, ihre Kunst auf eine härtere Probe zu stellen. Es handelt sich diesmal um das Stoppen einer beweglichen Zentralmasse (wie schwer das sei, haben wir an den Partien gegen Grünfeld und Romih demonstriert). Die an und für sich recht beschwerliche Arbeit kann für den Hemmenden aber dadurch erträglich gemacht werden, daß dem mehr passiven Entgegenstemmen eine, wenn auch bescheidene, Angriffsidee angegliedert wird. Wie dies gemeint ist, möge man aus den Partien gegen Alapin oder Steiner ersehen (Nr. 18 und 19). Typisch in diesem Sinne sind namentlich auch die Fälle mit weißem Be4 und f2 gegen schwarze Bauern d6 und f7 (anzutreffen in der Steinitz-Verteidigung der Spanischen Partie): die schwarze e-Linie wirkt einem drohenden e4—e5 entgegen, bedroht aber auch zugleich den Be4.

In der modernen Praxis sieht man nicht selten das Sichentgegenstemmen einerseits und das Angriffsspiel andererseits voneinander räumlich getrennt auftreten. Beispielsweise in unserer Nr. 27 hemmt Schwarz im Zentrum, greift aber am Damenflügel an. Ähnlich verläuft die Sache in der Nr. 28. In der gegen Marshall gespielten „Brillancy-Partie“ (Nr. 26) fehlt diese räumliche Trennung allerdings vollständig (Hemmungs- wie Angriffsoperationen spielten sich dort ausschließlich im Zentralgebiet ab), aber nur aus dem Grunde, weil ich meinem Gegner im Zentrum völlig freie Hand ließ (da ich seinen Damenflügel angreifen wollte). Wir resümieren: falls sich die Hemmungsaktion auf eine offene Turmlinie stützt, dann soll nur im Zentrum operiert werden; bildet jedoch eine Schräge unser einziges Hemmungsinstrument, dann haben wir die Pflicht und Schuldigkeit, über das Zentrum hinweg nach neuen Kriegsschauplätzen zu spähen. Wie dies gemacht wird, möge man aus den nun folgenden drei Partien ersehen.