8.1 Der Verwandtschaftsgrad zwischen der „Fesselung“ und dem „Abzugsschach“ wird näher präzisiert. Wohin zieht der aufdeckende Stein am besten?

Über den Verwandtschaftsgrad zwischen Fesselung und Abzugsschach gibt Diagramm 104 ein klares Bild; hierin zeigt sich, daß der gefesselte Stein, der ewigen Anfeindungen müde, Farbe gewechselt hat.

Diagramm 104

Im Abzugsschach rechts ist Tg1 der „drohende“, Sg4 der dazwischenstehende oder abziehende und Kg8 der dahinterstehende bzw. bedrohte Stein.

Diese Veränderung hat bewirkt, daß der ehemals so schwächliche Knabe nun zu einem gewaltigen Krieger herangereift ist. Also wir sagen, das Abzugsschach ist eine Fesselung, bei der der gefesselte Stein mit fliegenden Fahnen ins feindliche Lager übergegangen ist. Auch hier haben wir es demgemäß, genau wie bei der Fesselung auch, mit drei Akteuren zu tun, nämlich

  1. mit dem ein maskiertes Schach drohenden Stein,
  2. mit dem „aufdeckenden“ Stein,
  3. mit der dahinterstehenden Figur,

oder kürzer

  1. dem drohenden Stein,
  2. dem dazwischenstehenden,
  3. dem bedrohten Stein.

Während nun in der „Fesselung“ die geringe Beweglichkeit des gefesselten (dazwischenstehenden) Steines die Quelle allen Übels bildet, ist umgekehrt der dazwischenstehende Stein im „Abzugsschach“ von geradezu unheimlicher Beweglichkeit erfüllt: jeder x-beliebige Zug des genannten Offiziers ist nämlich statthaft, ja er darf ganz getrost einen vom Feinde mehrfach bedrohten Punkt besetzen, denn der Gegner wird ihn doch nicht schlagen können, da er ja im Schach steht! Also der dazwischenstehende Stein gleicht einem „kleinen“ Mann, der sich „alles“ erlauben darf, weil er von einem Machthaber protegiert wird.

Untersuchen wir nun die möglichen Züge – Abzüge genannt – des betreffenden „kleinen Mannes“ etwas näher; wir finden dann, daß der „abziehende“ Stein drei Dinge ausführen kann:

  1. Er schlägt alles, was nicht niet- und nagelfest ist, da der Gegner doch nicht wiedernehmen darf.
  2. Er greift irgend einen großen Offizier des Gegners an, ohne sich im geringsten dadurch stören zu lassen, daß das Feld, auf dem er sich breitspurig aufstellt, von Rechts wegen ein gegnerisches ist, d. h. ein vom Gegner mehrfach beschossenes.
  3. Er vertauscht sein Abzugsfeld mit einem anderen Felde, das ihm aus irgend einem anderen Grunde vorteilhafter dünkt als das erstgenannte.

Siehe nun Diagramm 105.

Diagramm 105

Hier wäre a) durch 1. Td5xh5+ oder 1. Td5xa5+ auszuführen. Man beachte die Unerschrockenheit des abziehenden Steines; b) bestünde hier in 1. Td5-e5+ oder 1. Td5-d3+ und c) findet man, wenn man sich vorhält, daß der Lg1 gefesselt ist, was seinen sonst gesunden Appetit beeinträchtigt. Daraus ergibt sich 1. Td5-d1+ K~ 2. Lg1xe3 .

Es dürfte sich erübrigen, dem Lernenden Mut zuzusprechen, denn er weiß es bereits aus dem vorigen Kapitel, daß es durchaus lohnend ist, Mut zu zeigen, da, wo die Gefahr nur – in der Einbildung besteht. Also alle Felder, selbst die noch so sehr vom Gegner beschossenen, sind dem abziehenden Stein zugänglich!

Die Gruppe c) hat natürlich eine weit größere Ausdehnung als das hier gezeigte Beispiel (Diagramm 105) ahnen läßt. Sie anzuführen hätte keinen Zweck, denn warum ein Offizier „hier“ besser als „dort“ wirke, kann die mannigfaltigsten Gründe haben. Wir verweisen übrigens noch auf das Beispiel unter „Zwickmühle“.