9.3 Der Angriff gegen die Basis als strategische Notwendigkeit
Das Hinwegfegen der gegnerischen Kettenglieder geschieht nur im Sinne einer Befreiungsaktion für die eigenen gehemmt gewesenen Bauern! Demnach ist das Kettenproblem im wesentlichen zu einem Blockadeproblem reduziert!
Die uns einengende gegnerische Bauernkette als Feind anerkennen und gegen dieselbe anrennen, ist eins; wird so formuliert: eine Befreiungsaktion im Kettenbereich kann nie frühzeitig genug einsetzen. Der Befreiungskampf wird aber so geführt: man richte den Angriff zunächst gegen die Basis, die man durch einen Bauern angreift; durch Bitten und Drohungen suche man so ein Ausscheiden (= Herausschlagen) der Basis aus dem Kettenverbande zu erreichen. Hernach sei die Angriffswut gegen den nächsten Gegner zu richten, nämlich gegen die neuentstandene Basis. - Beispiel:
Dank der mangelhaften Strategie des Anziehenden ist die Befreiungsaktion des Schwarzen, die sonst etwa 20-25 Züge in Anspruch zu nehmen pflegt, bereits als beendet zu betrachten. Schwarz hat zunächst die weißen Kettenglieder inklusive Basis „der Reihe nach“ gezwungen, freiwillig zu verschwinden (herauszuschlagen, durch d4xc5 und e5xf6) und hernach ließ er seine eigenen Bauern triumphierend vorgehen, durch e6-e5. Dieses heiß erstrebte Vorgehen bildet nämlich die Erklärung für die energischen Maßnahmen des Schwarzen im dritten und in den nachfolgenden Zügen, die gehemmt gewesenen Bauern sollen ihre Beweglichkeit wiedergewinnen; dies ist alles, was Schwarz will und ersehnt. Dementsprechend pflegen die einmal vorgegangenen Bauern auch wirklich von besonders kriegerischem Geist erfüllt zu sein; man gewinnt den Eindruck, als ob sie, die einst gehemmten, sich für die erlittene Demütigung bitter rächen wollten. Oder entspricht das rücksichtslose Vorgehen der befreiten Zentralbauern eher dem leicht erklärlichen Sich-dehnen- und Strecken-wollen des Geknebeltgewesenen? Wie dem auch sei, bildet das schließliche Vorgehen der gehemmt gewesenen Bauern die notwendige Folge, ja das Ziel jeder Befreiungsaktion im Kettenbereiche.
Ein anderes Beispiel zeigt Diagramm 116.
Diagramm 116
Hier wäre der Angriff gegen die Kette durch b7-b5-b4, um c3xd4 zu provozieren, das rechte Verfahren. Nicht aber f6?
Hier bildet Bauer c3 die weiße Kettenbasis (nicht b2, wohlgemerkt, denn letzterer Bauer ist dem schwarz-weißen Bauernkettenverband noch nicht angegliedert, weil ein schwarzer Kollege auf b3 fehlt) und gegen diese Basis führen wir den b-Bauern zum Sturm vor, also b7-b5-b4. Nach provoziertem c3xb4 wäre der zur Basis avancierende Nachfolger d4, zum Unterschiede vom Vorgänger c3, ungedeckt. Die ungedeckte (d.h. von keinem Bauern gedeckte) Basis bildet aber eine Schwäche und gibt somit Anlaß zu einer nachdrücklichen Belagerung, die wir unter Abschnitt 5 behandeln werden.
In eben genanntem Beispiel wäre f7-f6? (statt des richtigen b7-b5-b4) als verfehlt zu bezeichnen, denn nach Fall des Bauern e5 bliebe die weiße Bauernkette doch intakt.
Wir sind nun auf dem Wege zur wahren Erkenntnis der Dinge: der Befreiungskampf im Kettenbereiche entspricht ganz und gar dem Kampfe gegen einen uns genierenden Blockeur (4. Kapitel) und demnach wird unser Problem zu einem Blockadeproblem reduziert.