1.4 Abtausch nebst nachfolgendem Tempogewinn
Das vorige Spiel enthält bei aller Kürze ein Manöver, das wir als ein zusammengesetztes bezeichnen können, nämlich wozu geschah denn 2. e4×d5 (s. Diagramm 4).
Diagramm 4
Weiß zieht.
Der Abtausch geschieht, um die wiedernehmende Figur auf einen kompromittierten Platz zu locken.
Die Antwort lautet: um den wiedernehmenden Offizier auf ein kompromittiertes Feld zu locken. Dieses war des Manövers erster Teil. Der zweite Teil (3. Sb1-c3) bestand dann in der Ausnützung der in gewissem Sinne kompromittierten Damenstellung.
Das eben gekennzeichnete zusammengesetzte Manöver ist von größtem Wert für den Lernenden. Im Nachfolgenden geben wir einige weitere Beispiele.
Übrigens wird der Anfänger vielleicht in seinem Herzen fragen, wozu schlägt denn Schwarz wieder? Manch gewiefter Geschäftsmann zeigt im Schach eine geradezu weltfremde Vornehmheit der Gesinnung: er schlägt nicht wieder! Aber der Meister weiß es leider, daß ein Zwang besteht, ein unentbehrlicher, wiederzunehmen, denn sonst wäre das materielle Gleichgewicht gestört. Aus dieser Tatsache des vorliegenden Zwanges folgt, daß das Nehmen den Gegner, für den nächsten Moment wenigstens, von der Entwicklung fernhält, mit Ausnahme des Falles, wo das Wiedernehmen durch gleichzeitigen Entwicklungszug geschehen könnte.
Letztere Eventualität, muß beherzigt werden: Der Abtausch des Tempofressers e4 gegen den neugeborenen Sd2 bedeutet Tempoverlust für Schwarz, denn mit dem Verschwinden des Se4 „verschwinden“ auch die von ihm geschluckten Tempi, d. h. sie sind nicht mehr am Brett ersichtlich. (Wenn ein Landmann seine Ferkelchen durch Krankheit verliert, so bedauert er nicht bloß das Ferkelchen selbst, sondern auch das verspielte schöne Futter, all die Kleie usw.).
Das mögliche Intermezzo beim Manöver Abtausch und Tempogewinn.
Um Ihnen das Wesen des Intermezzos als solches zu erklären, will ich Ihnen davon erzählen, daß beim russischen Bauern zwischen Verlobung und Verheiratung ein Intermezzo an der Tagesordnung war ... in Form von 5-6 unehelichen Kindern, diese Kerlchen bildeten aber nur ein Intermezzo, das die Idee der Zusammengehörigkeit von Verlobung und Heirat keineswegs tangierte. In unserm Fall sehen wir das gleiche: Abtausch, Intermezzo, Tempogewinn: Abtausch und Tempogewinn gehörten zueinander, das Intermezzo änderte nichts daran.