2.4 Die Ur-Zelle der gegen eine Bauernmehrheit gerichteten Hemmungsaktion wird in Reinkultur vorgeführt - Der Kampf gegen eine Zentralmehrheit - Die qualitative Mehrheit.

Es ist mir nicht möglich, die Ur-Zelle der Hemmung auf dem Wege der Diagrammatisierung (klingt hübsch!?) vorzuführen, ich wähle ein anderes Verfahren: Also Schwarz hat eine Mehrheit, sagen wir Ba5 und b5 gegen Ba3. Oder Be5 und f5 gegen f3. Er droht mit Freibauernbildung und (im zweiten Fall) auch mit Rochadeangriff, eingeleitet durch Keilbildung f5-f4 nebst Tf8-f5-h5 usw. Die Idee der Hemmung liegt nun darin, daß wir den gegnerischen Mehrbauer durch die freie Linie in Verbindung mit zwei verschiedenen Blockadepunkten zu neutralisieren gedenken. In der Stellung Weiß Bf3, Schwarz Be5, f5 außerdem „Ritter, Trabanten und Fußvolk“ verfügt der Besitzer der Mehrheit über zwei Drohungen, die eine besteht im Vorrücken e5-e4, die andere in der Keilbildung f5-f4, ergänzt durch die etwaige Diversion Tf8-f5-g5 oder h5 etc. Gleichzeitig wird die Festsetzung eines schwarzen Springers auf e3 geplant.

Worin besteht nun die Hemmungsidee? Nun darin, auf e5-e4 mittels f3-f4 nebst allfälligem Le3 auf e3 zu blockieren und andererseits auf geschehenes f5-f4 durch Se4 zu stoppen. Dieser Springer würde durch seinen Angriffsradius eben erwähnte Diversion erschweren helfen. Demgemäß ist die Urzelle der Hemmungsaktion in einer freien Linie, kombiniert mit zwiefacher Blockademöglichkeit zu erblicken.

Die Zentralmehrheit darf nicht zu weit vorgelassen werden, sonst würde die Drohung einer Keilbildung allzu peinlich wirken. Beispielsweise Weiß Bf2, g2, h2, Kg1 gegen Schwarz Bh7, g7, e4, f4. (Viele Figuren beiderseits.) Mittels f4-f3 (= Keilbildung) droht der Nachziehende die Kommunikationslinie zwischen den Punkten g2 und h2 einerseits und der weißen 2. Reihe andererseits zu unterbinden (= ein weißer Turm auf a2 könnte g2 oder h2 nicht mehr decken). Der schwarze Angriff ist ceteris paribus als recht stark zu bezeichnen. Es ergibt sich daraus die Notwendigkeit, die gegnerische Zentralmehrheit bereits auf dem 4. Felde zu fixieren (also Schwarz Be5, f5, Weiß Bf3).

Der Begriff der qualitativen Mehrheit ist für den Kenner unserer Bauernkette leicht zu assimilieren: der in der Richtung nach der gegnerischen Basis hin vorrückende Flügel ist naturgemäß als qualitativ überlegen aufzufassen. Demnach hat in der Stellung Weiß Be5 d4 a2 b2 c3 f4 g4 h3 gegen Schwarz Be6 d5 c5 a7 b7 f7 g7 h7 Weiß die qualitative Mehrheit am Königsflügel, Schwarz die am Damenflügel.